Digitale Sterbe- und Trauerbegleitung

Wo schaut man als erstes nach, wenn man vor einem Problem steht?

Die häufigste Antwort wird wohl sein, im digitalen Web. Egal ob Videos, Tutorials oder hilfreiche Websites - Digitalität, die schnellste und gängigste Methode - es ist fast wie selbstverständlich. Das Leben spielt sich heute oftmals in der digitalen Welt ab. Auch in vielfach schwierigen Lebenslagen suchen Menschen Hilfe und Rat im Internet: Wie schreibt man einen Kondolenzbrief? Was sagt man zu einer Person, die gerade um eine geliebte Person trauert?

Bei alltäglichen Problemen, wird das Internet fast selbstverständlich genutzt und befragt, doch mit Blick auf digitale Sterbe- und Trauerbegleitung so gut wie gar nicht.
Digitale Begleitung, so die Wahrnehmung, ist nicht dasselbe wie eine präsente Begegnung. Das stimmt! Das soll es auch nicht sein. Dennoch kann es eine Ergänzung darstellen oder womöglich die Hemmschwelle für einige Personen senken.

Wenn man an das Ende des Lebens denkt, an den Tod oder den Verlust eines geliebten Menschen, dann möchte man dieser Person bis zuletzt nahe sein - für Menschen Da sein. Oftmals entsteht das Bild einer sterbenden Person, die im Bett liegt und den An- und Zugehörigen, die um das Bett stehen und sitzen.

Dieses romantisierende Bild ist heute mitunter nicht möglich. Der Sterbeort verlagert sich immer mehr in institutionelle Einrichtungen. Einsamkeit wird größer und Zeit wird knapper . Gleichzeitig wird jedoch die digitale Welt immer größer. Sie bietet vielfach Möglichkeiten füreinander da zu sein. Heute ist es nicht mehr so einfach zu sagen: „Wir sind sofort da.“ Lebenskonzepte, Lebensorte und Entfernungen haben sich verändert. Sie werden pluraler, heterogener. Gleichzeitig war es noch nie so einfach zu sagen, wir sind sofort da - zwar nicht in präsenter Form, denn das Beamen ist leider noch nicht möglich, aber doch in digitaler Form.

Digitale Sterbe- und Trauerbegleitung soll dabei nicht als Konkurrenz oder gar Ersatz für eine präsente Begleitung aufgefasst werden. So vielfältig jedoch wie Menschen sind, so vielfältig ist auch das Sterben und die jeweiligen Bedürfnisse sowohl der sterbenden Personen als auch der Zu- und Angehörigen. Um auf diese Bedürfnisse und Gegebenheiten umfassend vorbereitet zu sein, gehört auch eine digitale Sterbe- und Trauerbegleitung, um sich den Kontexten der Menschen bestens anzupassen.
Für viele Personen kann es eine Erleichterung sein, über Gefühle zu sprechen, gerade bei existenziellen Themen wie Tod und Trauer, nicht direkt gegenüber einer Person zu sitzen, sondern den „schützenden Bildschirm“ zwischen sich zu haben.

Die Vorteile digitaler Beratung / Begleitung

  • Die digitalen Beratungsangebote sind ortsunabhängig. Das hat sowohl für die Hilfesuchenden als auch für die Mitarbeitenden Vorteile (Fahrzeit und Personal).
  • Durch eine mögliche Anonymität bei digitalen Angeboten ist die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme geringer.
  • Digitale Angebote können klassische Angebote begleitend ergänzen und ermöglichen auch eine Verbindung/Begleitung zwischen den Präsenzterminen.

Best Practice

da sein: Bundesweite Jugend-Online-Beratung zu Abschied, Tod und Trauer

da-sein.de, ein Projekt der Stiftung Hospizdienst Oldenburg, ist eine digitale Beratungsstelle für Jugendliche und junge Erwachsene, die online bei Trauer oder lebensbedrohlichen Erkrankung unterstützt.

Via. Trauer neu denken. - Mail-Online-Beratung

Via. Trauer neu denken - eine Inititiative der Malteser - fördert eine Gesellschaft, in der Sterben, Trauer und Tod als ein ganz normaler Teil des Lebens erlebt und gelebt wird.

Doch-etwas-bleibt.de - Trauerchat für junge Menschen

Im Trauerchat können sich junge Menschen, die einen nahe stehenden Menschen verloren haben, mit anderen Betroffenen, die in einer ähnlichen Situation sind, austauschen. Der Chat ist jeden Montag von 20.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Ein Projekt des Hospiz Bedburg Bergheim Elsdorf e.V.

Der UME Sternenhimmel

Was immer auch Ihre Gefühle beim Verlust eines geliebten Menschen sind: Mit dem UME Sternenhimmel, einem Projekt der Hospizarbeit am Universitätsklinikum Essen erhalten Sie eine Möglichkeit, diese auszudrücken. Sie können Menschen, die ebenfalls jemanden verloren haben, mit einer persönlichen Trauergeschichte Trost spenden oder Ihren persönlichen Verlust in einem Kondolenzbucheintrag formulieren.

farvel - Virtuelle Orte des Abschieds, der Erinnerung und des Austauschs

Mit farvel haben Jennifer Beitel, Markus Traber und Lilli Berger zwei Jahre lang virtuelle 3D Erinnerungsräume entwickelt und diverse Veranstaltungen im Virtual Space durchgeführt. Das Team hat im Förderzeitraum bis einschließlich September 2022 mit Hilfe von Gründungsstipendien der Universität der Künste Berlin und der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf geforscht.

Die digitalen Angebote des Deutschen Kinderhospizvereins

Der Deutsche Kinderhospizverein (DKHV) hat während und nach der Corona-Pandemie diverse Austauschformate ins Leben gerufen und gibt so die Möglichkeit der Begegnung, Vernetzung, des Austauschs und der Begleitung. Die gegenseitige Stärkung der Betroffenen untereinander, der Austausch von Erfahrungen und Informationen sowie das Wissen um andere Menschen in vergleichbaren Situationen werden immer wieder als gewinnbringende Aspekte der Selbsthilfe rückgemeldet.

https://www.deutscher-kinderhospizverein.de/wie-wir-unterstuetzen/digitale-angebote/