Digitalität – Sensibilisierung und Haltung
Digitalisierung und das emotionale Feld der Hospizarbeit (geprägt durch unmittelbare Nähe) sind weiterhin eine kontrovers diskutierte Kombination. Trotz guter Erfahrungen, kreativer und innovativer Ideen während der Corona-Pandemie, ist eine Skepsis geblieben. Einige Entwicklungen wurden aufgenommen und werden optimiert (wie z.B. Online-Trauerbegleitungen oder Online-Bildungsangebote), während einige Hospizdienste und Vereine wieder zu alten, bewährten Mustern zurückgekehrt sind. Um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, ist die Digitalisierung ein wichtiger Bestandteil der Hospizbewegung, mit vielen Chancen und großem Nutzen.
Einige Aspekte können die zurückhaltende und kritische Haltung beeinflussen. Mögliche Beispiele dafür sind:
- Es existieren unterschiedliche Bedürfnisse und Affinitäten innerhalb des Dienstes gegenüber digitalen Prozessen.
- Auf mögliche Emotionalität bei Begleitungen und Seminaren kann in den unterschiedlichen digitalen Settings nicht angemessen reagiert werden.
- Dienste und Institutionen befürchten, die Mitarbeitenden, die Ehrenamtlichen und die zu Begleitenden mit den technischen Anforderungen zu überfordern.
- In der Hospizbewegung arbeiten und engagieren sich überwiegend Menschen, die nicht von Kindesbeinen an eng mit der Nutzung von Technologien und Internet vertraut sind und damit evtl. keine oder eine geringere Affinität dazu aufweisen.
- Neben fehlenden technischen Mitteln, muss das notwendige Wissen und die Erfahrung in einem sich schnell ändernden Umfeld oft erst erworben werden.
Relevante Argumente, die es ernst zunehmen gilt. Wenn ein anhaltender digitaler Prozess angestrebt wird, ist es sinnvoll, Schritt für Schritt Grundlagen zu schaffen. Die moderne technische Ausstattung, die erfahrungsgemäß in vielen Diensten und Verbänden noch nicht selbstverständlich ist, ist die eine wichtige Grundlage. Die andere Grundlage ist die Haltung, denn die eigene Haltung zur digitalen Begegnung entscheidet, ob virtuelle Beziehungen funktionieren.
Empfehlungen für eine nachhaltige Auseinandersetzung mit digitalen Formaten:
- eigene, persönliche Haltung und Motive reflektieren
- Reflektion der Ressourcen (monetär, zeitlich und in Bezug auf vorhandenes Wissen)
- Beteiligte in den Veränderungsprozess miteinbeziehen
- Befürchtungen, Hemmungen und Überforderung erkennen und benennen
- gemeinsam Vorteile und Nachteile sammeln
- Raum für Offenheit und Vertrauen schaffen
- Raum für gezielte Auseinandersetzung und positive Erfahrungen mit dem komplexen Thema schaffen
- Förderung digitaler Kompetenzen
- sich für den Prozess Zeit nehmen
Praktische Tipps und Impulse
Ein handlungsorientierter Leitfaden zur Umsetzung der Digitalisierung in der eigenen Organisation:
Ein Handbuch mit praktischen Tipps zur Digitalisierung, herausgegeben vom Projekt Digitale Nachbarschaft (DiNa) mit Leitfragen und praktische Tipps zur Umsetzung einer digitalen Strategie. In den Kapiteln geht es grundlegend darum, wie sich die Zivilgesellschaft durch die Digitalisierung verändert hat und immer noch verändert. Außerdem wird aufgezeigt, welche Strukturen und Prozesse auf dem Weg zum digitalisierten Verein von Bedeutung sind und welche Angebote und Partner den Verein bei der Umsetzung der Digitalisierung unterstützen.
Das Handbuch kann auf der SEite der DiNa kostenfrei bestellt oder heruntergeladen werden.
Die Studie „ON/OFF“ ist eine Bestandsaufnahme der aktuellen Herausforderungen, denen sich die Zivilgesellschaft und der Engagementsektor stellen müssen, wenn sie sich digital aufstellen oder weiterentwickeln wollen.
Viele ältere Menschen haben Vorbehalte gegen die Nutzung des Internets. Hier will die Broschüre helfen zu verstehen und die Skepsis gegenüber den vielen guten Möglichkeiten des weltweiten Netzes abbauen. Sie sind nie zu alt fürs Internet!
In der Broschüre werden Handlungsfelder benannt und konkrete Handlungsempfehlungen beschrieben.