Suizidbeihilfe – Prävention und Aufklärung statt gesellschaftlichem Druck
Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) begrüßt die für morgen im Bundestag angekündigte Orientierungsdebatte zum Thema Suizidbeihilfe, fordert aber nochmals eine stärkere Fokussierung auf Suizidprävention statt auf Suizidbeihilfe.
Prof. Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV: „Wir brauchen diese offenen Diskussionen, auch über den Bundestag hinaus, um den Suizid zu enttabuisieren und Hilfe zum Leben zu ermöglichen. Statt aber, wie in bereits vorliegenden Gesetzentwürfen geschehen, die staatlich geförderte Suizidbeihilfe zu diskutieren oder zur Umsetzung der Suizidbeihilfe bundesweite Beratungsstellen in Betracht zu ziehen, sollte die Suizidprävention gestärkt werden.“
Wichtig sei zudem, dass es keine Pflicht zur Durchführung und keine Pflicht zur Duldung der Durchführung des assistierten Suizids in Einrichtungen der Pflege, Krankenbehandlung, Hospiz- und Palliativarbeit und anderen Einrichtungen mit vulnerablen Personengruppen geben darf. Hardinghaus: „Vulnerable Menschen wie zum Beispiel die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen müssen sicher sein können, dass sie bis zum Ende uneingeschränkte Begleitung, Versorgung und Unterstützung bekommen – ohne den gesellschaftlichen Druck, aus Kostengründen oder weil sie niemandem zur Last fallen wollen, Suizidbeihilfe auch nur erwägen zu müssen.“
Die Erfahrung der Hospizarbeit und Palliativversorgung zeigt, dass der Sterbewunsch – häufig begründet in der Angst vor Schmerzen und anderen belastenden Symptomen, vor Apparatemedizin, dem Alleinsein und davor, anderen zur Last zu fallen – in der Regel in den Hintergrund tritt, wenn die Möglichkeiten der Hospiz- und Palliativarbeit ausgeschöpft werden. Allerdings sind diese trotz aller Bemühungen noch immer nicht ausreichend bekannt.
Hier ist es dringend notwendig, dass zum Beispiel die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung umfassendes Informationsmaterial zu suizidpräventiven sowie hospizlich-palliativen Alternativen erstellt und diese – in Anlehnung an die Regelungen zur Organspende – in Kooperation mit den Krankenkassen regelmäßig unaufgefordert an die Versicherten übersendet. „Nur so können sich die Menschen schon zu einem frühen Zeitpunkt über diese Möglichkeiten informieren und dann bei Bedarf entsprechende Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen“, so Hardinghaus.
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Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V. ist seit 1992 die bundesweite Interessenvertretung der Hospizbewegung sowie zahlreicher Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Deutschland. Als Dachverband der Landesverbände in den 16 Bundesländern sowie weiterer überregionaler Organisationen der Hospiz- und Palliativarbeit und als selbstverständlicher Partner im Gesundheitswesen und in der Politik steht er für über 1.250 Hospiz- und Palliativdienste und -einrichtungen, in denen sich mehr als 120.000 Menschen ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich engagieren.
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