Suizidprävention ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Anlässlich des Welttages der Suizidprävention, der jährlich am 10. September begangen wird, unterstützt der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) die Forderungen des Nationalen Suizidpräventionsprogramms für Deutschland (NaSPro), der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) sowie der Deutschen Akademie für Suizidprävention (DASP) nach flächendeckenden sowie dauerhaft finanzierten Angeboten für Menschen, die sich in suizidalen Krisen befinden.
„Statt – wie im Nachgang des BVerfG-Urteils zum § 217 StGB – die staatlich geförderte Suizidbeihilfe zu diskutieren oder zu deren Umsetzung bundesweite Beratungsstellen in Betracht zu ziehen, muss dringend die Suizidprävention gestärkt werden“, so Professor Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV.
Der Hospizarbeit und Palliativversorgung komme in diesem Zusammenhang die Aufgabe zu, vor allem Menschen mit schweren, lebensverkürzenden Erkrankungen, die sich mit Suizidgedanken tragen, über vorhandene Hilfs- und Entlastungsangebote zu informieren. Das geht auch aus dem jetzt veröffentlichten Bericht „Suizidprävention Deutschland – Aktueller Stand und Perspektiven“ hervor, in dem unter Mitwirkung des DHPV sowohl der Status quo der Suizidprävention in der Hospiz- und Palliativversorgung sowie Hemmnisse, die einer Verbesserung in diesem Bereich entgegenstehen, beleuchtet werden. Demnach braucht es unter anderem eine bessere Aufklärung für schwerstkranke Menschen, die etwa aus Angst vor belastenden Symptomen oder unerträglichen Schmerzen den Suizid in Erwägung ziehen.
„Das deckt sich mit unserer praktischen Erfahrung. In der Regel nehmen Menschen von geäußerten Suizidwünschen Abstand, wenn sie sich gut begleitet und versorgt wissen und nicht das Gefühl haben müssen, zu Last zu fallen“, so Hardinghaus. „Allerdings erschwert vor allem die mediale Berichterstattung die Situation, etwa die starke Präsenz der Debatte um die Suizidbeihilfe sowie die Darstellung des Suizids als unbedingter Ausdruck von Autonomie und Selbstbestimmung.“
Ausführlich legt der DHPV seine Position auch im Dialogpapier „Hospizliche Haltung in Grenzsituationen“ dar. Demnach muss die Suizidprävention als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Betroffenen muss frühzeitig, niederschwellig und multidisziplinär fachliche Aufklärung, Beratung sowie Kriseninterventionen und Behandlungen angeboten werden. Sinnvoll sind aufsuchende Angebote, da gerade ältere und körperlich eingeschränkte Menschen ansonsten nur erschwerten Zugang zu suizidpräventiven Angeboten haben. Kriseninterventionsdienste sollen zudem flächendeckend und rund um die Uhr für die Betroffenen erreichbar sein. Die verschiedenen Angebote der Suizidprävention bedürfen der ausreichenden Finanzierung und müssen zudem altersspezifische Konzepte beinhalten.
„Wir müssen uns auch mit der zunehmenden Vereinzelung, Isolation und Vereinsamung vor allem älterer Menschen auseinandersetzen und hier entsprechende Strategien und Konzepte entwickeln. Es kann uns als Gesellschaft nicht egal sein, dass mit zunehmendem Alter die Zahl der Menschen, die sich das Leben nehmen, seit Jahren ansteigt“, so Hardinghaus.
Weitere Informationen
Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V. ist seit 1992 die bundesweite Interessenvertretung der Hospizbewegung sowie zahlreicher Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Deutschland. Als Dachverband der Landesverbände in den 16 Bundesländern sowie weiterer überregionaler Organisationen der Hospiz- und Palliativarbeit und als selbstverständlicher Partner im Gesundheitswesen und in der Politik steht er für über 1.250 Hospiz- und Palliativdienste und -einrichtungen, in denen sich mehr als 120.000 Menschen ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich engagieren.
Bericht: "Suizidprävention Deutschland - aktueller Stand und Perspektiven"
Dialogpapier: „Hospizliche Haltung in Grenzsituationen“
Im Jahr 2019 starben in Deutschland insgesamt 9 041 Personen durch Suizid - das waren 25 Personen pro Tag. Männer nahmen sich deutlich häufiger das Leben als Frauen, rund 76 % der Selbsttötungen wurden von Männern begangen. Das durchschnittliche Alter von Männern lag zum Zeitpunkt des Suizides bei 58,2 Jahren. Frauen waren im Durchschnitt 59,7 Jahre alt. Insgesamt ist die Zahl der Suizide in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen: 1980 nahmen sich beispielsweise noch rund 50 Personen pro Tag das Leben. (Quelle Statistisches Bundesamt)
Weitere Zahlen des Statistischen Bundesamtes
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