Welthospiztag 2020: Solidarität bis zuletzt
Noch immer scheint in der breiten Öffentlichkeit zu wenig bekannt zu sein, dass Hospizarbeit und Palliativversorgung umfassende Möglichkeiten zur Unterstützung eines würdevollen, weitgehend beschwerdefreien, durchaus selbstbestimmten und eher am natürlichen Ablauf ausgerichteten Sterbens bieten. Damit diese Möglichkeiten in der Öffentlichkeit mehr Gehör finden, informieren anlässlich des Welthospiztags überall in Deutschland Hospizdienste und -einrichtungen über ihre Arbeit.
Am 10. Oktober ist Welthospiztag. Unter dem Motto „Solidarität bis zuletzt.“ laden überall in Deutschland Hospizdienste und -einrichtungen zu Veranstaltungen rund um die Hospiz- und Palliativarbeit ein.
Prof. Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands (DHPV): „Schwerstkranken und sterbenden Menschen die letzte Zeit ihres Lebens ihren Vorstellungen entsprechend zu gestalten, genau hinzuhören und einfühlend zu begleiten, dafür sind unsere ehren- und hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen landesweit da. Das zeigen sie rund um den Welthospiztag mit Themenwochen, kulturellen Abend- und Informationsveranstaltungen, der Aktion ‚Hospizlicht‘, Letzte-Hilfe-Kursen, Lesungen, Filmabenden, Ausstellungen, musikalisch-philosophischen Abenden und vielem anderen mehr.“
Dabei sollen die Menschen dort wo sie leben über die konkreten Angebote und Möglichkeiten der hospizlichen Begleitung und palliativen Versorgung informiert werden, nicht zuletzt mit Blick auf die aktuellen Debatten zu Sterbehilfe und Beihilfe zum Suizid.
Am 26. Februar 2020 hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe (BVerfG) das seit 2015 bestehende „Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung“ (§ 217 StGB) für verfassungswidrig erklärt. „Viele in der Hospiz- und Palliativarbeit engagierte Menschen befürchten, dass Betroffene nun vermehrt die vermeintlich unkomplizierte Lösung suchen und das Urteil auf lange Sicht zu einer Entsolidarisierung mit schwerstkranken und sterbenden Menschen in unserer Gesellschaft führen könnte“, so Hardinghaus.
Das Bundesverfassungsgericht selbst hatte in seinem Urteil auf die drohenden Gefahren hingewiesen, etwa dass die geschäftsmäßige Suizidbeihilfe zu einer gesellschaftlichen Normalisierung der Suizidhilfe führen und sich der assistierte Suizid als normale Form der Lebensbeendigung insbesondere für alte sowie (schwer) kranke Menschen etablieren könnte.
„Wir wissen aus unserer täglichen Arbeit, dass ein Suizidwunsch Gründe hat, zum Beispiel die Angst vor Schmerzen und schweren Symptomen, vor Einsamkeit und Apparatemedizin sowie die Befürchtung, auf Hilfe angewiesen zu sein und seinen An- und Zugehörigen zur Last zu fallen“, so Hardinghaus. „Unsere Aufgabe als Bundesverband, aber auch die Aufgabe der Koordinatorinnen und unserer qualifizierten Ehrenamtlichen ist es, diese Ängste wahrzunehmen und Alternativen aufzuzeigen.“
Denn: Noch immer ist zu wenig bekannt, dass Hospizarbeit und Palliativversorgung umfassende Möglichkeiten zur Unterstützung eines würdevollen, weitgehend beschwerdefreien, durchaus selbstbestimmten und eher am natürlichen Ablauf ausgerichteten Sterbens bieten. Diese Möglichkeiten müssen in der Öffentlichkeit mehr Gehör finden.
Weitere Informationen
Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V. ist seit 1992 die bundesweite Interessenvertretung der Hospizbewegung sowie zahlreicher Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Deutschland. Als Dachverband der Landesverbände in den 16 Bundesländern sowie weiterer überregionaler Organisationen der Hospiz- und Palliativarbeit und als selbstverständlicher Partner im Gesundheitswesen und in der Politik steht er für über 1.250 Hospiz- und Palliativdienste und -einrichtungen, in denen sich mehr als 120.000 Menschen ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich engagieren.
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