Wohnungslosigkeit
Ziel der Hospizarbeit ist es, die Rechte schwerstkranker und sterbender Menschen zu stärken und diese Menschen entsprechend ihrer je individuellen Bedürfnisse zu versorgen und zu begleiten. Dies gilt für alle Menschen, egal, wo in der Gesellschaft sie ihren Platz haben, dies gilt folgerichtig auch für Menschen ohne Obdach oder ohne Wohnung. Die Probleme sind vielschichtig: Viele wohnungslose Menschen haben es verlernt, Vertrauen zu anderen, etwa Ärzten oder Sozialarbeitern, aufzubauen. Auch der Kontakt zum eigenen Körper geht aufgrund von Suchterkrankungen verloren. Das Schmerzempfinden ändert sich. So werden schwerwiegende, in absehbarer Zeit zum Tode führende Erkrankungen nicht diagnostiziert bzw. können nicht adäquat behandelt werden. Hospiz- und Palliativversorgung soll alle Menschen erreichen, auch die in der Wohnungslosigkeit.
Um Grundlagen für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe sowie Hospiz- und Palliativdiensten und -einrichtungen zu schaffen, hat der DHPV gemeinsam mit der BAG Wohnungslosigkeit eine Broschüre zum Thema herausgegeben. Sie soll Mitarbeiter*innen aus der Hospiz- und Palliativarbeit und aus Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe ermutigen, für sich und ihr jeweiliges Handlungsfeld zu fragen, wie eine Begleitung wohnungsloser Menschen am Lebensende gelingen kann, welche Herausforderungen es gibt und wie diese angegangen werden können, wer unterstützen kann, wo Ansprechpartner*innen zu finden sind und wie Hospiz- und Palliativdienste und -einrichtungen sowie Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe kooperieren, voneinander lernen und profitieren können.
- Bundes-Hospiz-Anzeiger "Hospiz und Wohnungslosigkeit (Heft 05/2022)
- Broschüre "Hospiz und Wohnungslosigkeit" (Stand 2017)
Im Jahr 2014 hat die DHPStiftung ihren jährlichen Stiftungspreis an beispielgebende Projekte verliehen:
Das Projekt „Sterbende Menschen begleiten. Krankheit, Tod und Trauer in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe“ möchte die sektorenübergreifende Zusammenarbeit der Wohnungslosenhilfe, der medizinisch-pflegerischen Versorgung und – seit 2011 – der Hospiz- und Palliativarbeit zu fördern, um die Situation kranker und sterbender Menschen in der Wohnungslosigkeit zu verbessern. Realisiert wurde es durch den Arbeitskreis „Wohnungslosigkeit und Gesundheit in der HAG-Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC), ein Zusammenschluss von Akteuren des Gesundheits- und Wohnungslosenhilfebereiches.
Das Projekt Streetmed – Aufsuchende Gesundheitsfürsorge – Sozialdienst Bethel betreut seit 1996 wohnungslose Menschen medizinisch, seit 2007 auch durch eine palliativmedizinisch qualifizierte Ärztin. Wo die medizinische Versorgung wohnungsloser Menschen häufig nur auf Akutversorgung orientiert ist, findet beim Projekt Streetmed durch die qualifizierte Betreuung einer Palliativärztin, die Zugriff auf das interdisziplinäre örtliche Palliativnetz hat, eine umfassende Betreuung im Sinne der Hospizbewegung statt. Das schließt auch die Organisation von Beerdigungen – in Kooperation mit dem Projekt „Unbedacht Verstorbene“ in Bielefeld – ein.
- Im Rahmen des Projekts "Leben bis zuletzt – auch für wohnungslose Menschen in Hamburg“ von Omega – Mit dem Sterben leben e.V. werden seit 2006 schwerstkranke und sterbende Menschen in den Einrichtungen der Hamburger Wohnungslosenhilfe begleitet. Omega sensibilisiert die Mitarbeiter*innen in den Einrichtungen für Wohnungslose für die Bedürfnisse Sterbender, entwickelt für ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen ein spezielles Schulungsprogramm, um Barrieren und Ängste im Umgang mit schwerstkranken Wohnungslosen abzubauen.
Omega – Mit dem Sterben leben e.V.